Biesdorfer Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkriegs

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Zum Streit um das Biesdorfer Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkriegs
(von Werner Wiemann)

Der Antrag (DS 1394/VIII) zur Aufnahme des Biesdorfer Denkmals für die Gefallenen des ersten Weltkriegs in die Landesdenkmalliste und seine vollständige Restaurierung erregte auf unserer letzten BVV-Sitzung vor allem die Parteigänger von RotRotGrün. Deren Taktik war wieder einmal Missverstehen.

So brachte die Linke vor, der entwendete Adler, der gemäß Jesaja 40.31 das Auffahren zum Herrn symbolisiert, sei auf einer Weltkugel ruhend dargestellt gewesen. Daraus folgerte sie dann absurderweise, dass damit ein politischer Anspruch nachgewiesen sei. Das ist natürlich, – gelinde gesagt – unbegründet. Dass viele Toten dieses Krieges verschollen waren, also nicht einmal ein eigenes Grab hatten, kam so zum Ausdruck. Die Sichtweise der Kommission Gedenkorte ist eben nicht unumstößlich richtig. Auch sie darf lernen. Und was – auch – als Heldendenkmal errichtet war, hat heute durch die nachfolgenden geschichtlichen Ereignisse und unsere Sicht auf die Nutzung des Krieges als Fortsetzung der Politik eine ganz andere Aussage.

Der Grünenvertreter hielt es allen Ernstes für ein Argument, dass die dortige Kirchgemeinde als Eigentümer des Grundstücks „demokratisch beschlossen“ hätte, das Denkmal in diesem Zustand zu lassen. Dieser vor Jahren ergangene Beschluss des Gemeindekirchenrates beruhte auf Fehlinformationen durch den Pfarrer. Der Adler sei der preußische Adler, zeige also militaristisches Denken. Der preußische Adler ist aber immer aufrechtstehend und gekrönt abgebildet. Also nicht auffliegend mit ausgebreiteten Schwingen wie in Biesdorf.

Ohnedies wäre der Verweis auf einen „demokratischen Beschluss“ ein Scheinargument. Solche Beschlüsse gelten nicht länger als bis zu einem Beschluss, der das ändert. Das ist wie mit demokratischen Wahlen, bei denen das Volk jeweils andere Mehrheitsverhältnisse beschließt. So werden dann neue demokratische Beschlüsse gefasst, die als falsch erkannte andere Beschlüsse korrigieren. Es stellt sich die Frage, ob zivilgesellschaftliches Engagement von den GRÜNEN nur gewünscht wird, wenn es den eigenen politischen Zielen dient. Bei den Freitagsschulschwänzern habe ich den Hinweis auf durch demokratischen Beschluss zustande gekommene Schulpflicht von den GRÜNEN jedenfalls nicht gehört.

Außerdem brachte der Grünenvertreter zum Ausdruck, dass der Gemeindekirchenrat keine weitere Restaurierung des Denkmals wolle, da es sich doch um Soldaten handele. Antimilitaristische Gesinnung wollte er so zum Ausdruck bringen. „Genau richtig“ sei deshalb der unauffällige Zustand. Doch, wie ich schon zur Einbringung unseres Antrags sagte: „Ob diese Menschen gezwungen oder durch geschickte Propaganda indoktriniert freiwillig in den Krieg zogen, ist für uns heute nicht entscheidend.“ Das Buch und der Film: „Im Westen nichts Neues“ zeigen dies eindrucksvoll. Hinter diesen Erkenntnisstand sollten wir heute nicht zurückgehen.

Damals war es jedem klar, dass zerfetzt werden durch Granaten bei Ypern oder Langemarck kein Heldentod war. Die Trauer der Hinterbliebenen erzwang dieses Denkmal. Gerade weil es im öffentlichen Raum auf die Menschenverluste durch Krieg hinweist, ist es heute wichtig. In Zeiten, in denen deutsche Sozial- und Christdemokraten oder GRÜNE den Beteiligungen an Militäroperationen von Mali bis zum Hindukusch zustimmen und unsere jungen Männer dort hinschicken.

Dieser Anstoß zum Nachdenken ist der eigentliche Grund für den aktuellen Widerstand gegen die Restaurierung des Denkmals. Nur deshalb soll es unauffällig bleiben. Und selbst Blumen werden rasch entfernt. Selbst wenn bei seiner Errichtung andere Motive mitwirkten, spielt doch die heutige Wirkung die Hauptrolle. Es zeigt, wohin Militarismus führt. Und wie in der Vergangenheit lassen sich auch Kirchgemeinden beeinflussen, diese Wirkung möglichst unscheinbar zu machen. Schade!