Da sitzen wir nun, wir feigen Gestalten … – ein Brief eines Verordneten

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beschämend, blamabel, unwürdig.

Können Sie noch in den Spiegel schauen, verehrte Kollegen Bezirksverordnete? Ich kann es nicht, und ich nehme mich da auch nicht aus. Aber ich muss es hier einfach mal „rauslassen“.

Wir haben uns gebeugt, einem Zwang, der eines freien, unabhängigen, demokratischen Volkvertreters unwürdig ist.

Wir stimmen geschlossen gegen Stadträte, gegen Bürgervertreter, gegen Anträge – gegen alles, was von der AfD kommt.

Warum?

Weil wir wirklich glauben, dass diese AfD-Menschen „demokratiefeindlich“ sind?

Weil wir den diffamierenden Kampagnen der Medien glauben?

Weil wir wirklich glauben, dass deren politischen Ziele alle inakzeptabel sind?

Weil wir wirklich glauben, dass all die Menschen, die sich in derzeitigen Umfragen zur AfD bekennen (und es ist mittlerweile jeder fünfte!), sich irren und manipuliert sind? Und dass man diese Menschen deshalb guten Gewissens ignorieren und ausgrenzen kann?

Wohl kaum.

Es ist vielmehr der Druck durch die Androhung von Sanktionen wie ein Parteiausschluss, der uns nicht frei entscheiden lässt. Dieser Druck lässt uns bei Abstimmungen die Hand bei „NEIN“ heben und den Blick senken. Man will ja persönlichen Ärger zu vermeiden. Doch es ist kein gutes Gefühl.

Und noch etwas: Glauben wir wirklich, mit dieser sturen und peinlichen Ignoranz, mit dieser Totalverweigerung, die im Raum stehenden politischen Probleme lösen zu können? Wir ducken uns doch nur weg vor den Problemen, die uns alle einholen werden.

Ich denke, es ist höchste Zeit, sich den Problemen offen zu stellen. Ob ich selbst schon dazu bereit bin? Wohl eher nicht, denn ich schreibe hier anonym – Sie wissen genau warum. Aber ich schreibe …

Ein Bezirksverordneter

aus Marzahn-Hellersdorf